WolfDieser sensible, traurigschöne und unglaublich lustige Roman erzählt von Freundschaft, Mut und Anderssein- oder eher vom- anders gemacht werden. Kemi fährt in ein Ferienlager im Wald. Dies tut er aber nur seiner alleinerziehenden Mutter zuliebe. Eigentlich kann er sich nichts Schlimmeres vorstellen als mit den Leuten aus seiner Klasse Zeit in der Natur zu verbringen. Bäume findet er als „Schrank“ gut und mit seinen Mitschülerinnen kann er auch nicht viel anfangen. Er würde lieber mit Erwachsenen über die Börse reden als in der „Aktivitätenhölle“ zu schmoren. Zwischen Nachtwanderung, Singen am Lagerfeuer und Seilpark. Schon beim Treffpunkt, einem grauen Busparkplatz am grauen Stadtrand, fällt ihm auf, wie sich Grüppchen bilden. Die Netten, die Zockerinnen, die Sportlerinnen, die Streber, die Coolen, die Gemeinen. Sogar die Erwachsenen warten in Grüppchen: „Die Ausländereltern stehen zusammen, die Ökos lassen eine Tupperbox mit Radieschen kreisen, die Jacken der Outdoor-Eltern reflektieren sinnlos vor sich hin.“ Kemi ist ein guter Beobachter und analysiert alles. Die anderen Jugendlichen, die Betreuerinnen und die jeweiligen Beziehungen zueinander. Vor allem aber auch den Aussenseiter Jörg, mit dem er sich das Zimmer teilt. Er findet vieles doof und langweilig und probiert gar nicht erst, sich in eine Gruppe zu integrieren. Trotzdem lernt er schlussendlich einiges. Kann sich manchmal öffnen, knüpft Beziehungen und stellt sich seiner Angst, die in Gestalt eines Wolfes in seinen Träumen auftaucht, mutig in den Weg. Dennoch- auf ein hollywoodmässiges Happyend wartet man vergeben. Das würde Kemi sicher auch richtig ätzend finden. Ein Buch für Kinder ab 11 Jahren, und auch für ihre Eltern oder Betreuungs- und Lehrpersonen. Für alle, die nicht ins Ferienlager wollen und für die, die trotzdem gingen und es dann sogar ein klitzekleines bisschen schön fanden.Wolf von Sasa Stanisic, mit Bildern von Regina KehnErschienen 2023 bei Carlsen VerlagFester Einband, 160 Seiten
Dieser sensible, traurigschöne und unglaublich lustige Roman erzählt von Freundschaft, Mut und Anderssein- oder eher vom- anders gemacht werden. Kemi fährt in ein Ferienlager im Wald. Dies tut er aber nur seiner alleinerziehenden Mutter zuliebe. Eigentlich kann er sich nichts Schlimmeres vorstellen als mit den Leuten aus seiner Klasse Zeit in der Natur zu verbringen. Bäume findet er als „Schrank“ gut und mit seinen Mitschülerinnen kann er auch nicht viel anfangen. Er würde lieber mit Erwachsenen über die Börse reden als in der „Aktivitätenhölle“ zu schmoren. Zwischen Nachtwanderung, Singen am Lagerfeuer und Seilpark. Schon beim Treffpunkt, einem grauen Busparkplatz am grauen Stadtrand, fällt ihm auf, wie sich Grüppchen bilden. Die Netten, die Zockerinnen, die Sportlerinnen, die Streber, die Coolen, die Gemeinen. Sogar die Erwachsenen warten in Grüppchen: „Die Ausländereltern stehen zusammen, die Ökos lassen eine Tupperbox mit Radieschen kreisen, die Jacken der Outdoor-Eltern reflektieren sinnlos vor sich hin.“ Kemi ist ein guter Beobachter und analysiert alles. Die anderen Jugendlichen, die Betreuerinnen und die jeweiligen Beziehungen zueinander. Vor allem aber auch den Aussenseiter Jörg, mit dem er sich das Zimmer teilt. Er findet vieles doof und langweilig und probiert gar nicht erst, sich in eine Gruppe zu integrieren. Trotzdem lernt er schlussendlich einiges. Kann sich manchmal öffnen, knüpft Beziehungen und stellt sich seiner Angst, die in Gestalt eines Wolfes in seinen Träumen auftaucht, mutig in den Weg. Dennoch- auf ein hollywoodmässiges Happyend wartet man vergeben. Das würde Kemi sicher auch richtig ätzend finden. Ein Buch für Kinder ab 11 Jahren, und auch für ihre Eltern oder Betreuungs- und Lehrpersonen. Für alle, die nicht ins Ferienlager wollen und für die, die trotzdem gingen und es dann sogar ein klitzekleines bisschen schön fanden.Wolf von Sasa Stanisic, mit Bildern von Regina KehnErschienen 2023 bei Carlsen VerlagFester Einband, 160 Seiten
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